Juliane Rückriem interessiert Architektur bzw. spezielle Raumsituationen, die eint, dass man darin im Allgemeinen nicht verweilt. Die Künstlerin spricht denn auch eher von Orten, die sie erkundet: leere, verlasse Parkgaragen und Tunnelanlagen, Verkehrsräume, die tagsüber, stark frequentiert, sich nachts in ruhende Zonen verwandeln. Sicher sind es entschleunigte Funktionszonen,
die wir im Alltag meist nur überfüllt kennen, selbstverständlich nutzen, doch nur selten wirklich wahrnehmen. Ganz anders die Fotografin,
die den Moment abwartet, an dem sie dort allein ist, um der besonderen Atmosphäre des für kurze Zeit von seiner Aufgabe befreiten Nutzbaus nachzuspüren. Dabei tut sie, was wir alle normalerweise nicht tun: sie nimmt sich im Parkhaus Zeit und lässt sich intensiv auf einen Ort ein, den wir üblicherweise allenfalls flüchtig registrieren, während wir eilig auf dem Weg hinaus.
Juliane Rückriems Arbeit bestätigt, was der Bauhauslehrer Georg Muche einmal über die Bühne der Phantasie schrieb,
als Ort „wo das in die Netzhaut notierte Bild der Wirklichkeit [...] über den Sehnerv hinaus [...] in die Erlebnissphäre strahlt, um dort zwischen den Kulissen der Erinnerungen und den Scheinwerfern der Gemütsbewegungen im Gewirr der Lebenserfahrungen und Erkenntnisse [...] den schattenhaften Szenen der Sinnesempfindungen zu begegnen“. Dass sich Parkhäuser, Tunnel und andere scheinbar profane Bauten dafür empfehlen, zeigen die Fotografien der Künstlerin, die es versteht, selbst der unwirtlichsten Szene poetische Werte abzugewinnen, ohne sie schön zu zeichnen. Sie zeigt einfach,
was sie sieht und was uns normalerweise entgeht.
Ihre Szenarien regen dazu an, das Festgehaltene gedanklich weiterzuspinnen. Auf Rückriems Fotos offenbaren die
Linien, Pfeile und Bögen das sonst wirksame Organisationsschema
der Parkraum-Regelung. Dabei wird hier die große Baukultur zum Zaungast einer Profanarchitektur,
die Juliane Rückriem in unseren Fokus rückt.
Denn sie zeigt, wie wunderbar gerade auch die meist übersehene Nutzarchitektur sein kann. Bauwelt, die einfach da ist und selten Einsprüche provoziert, wenn sie Abrissbaggern zum Opfer fällt.
Genau hier setzt die Künstlerin an, um für
diese Bauten – besser Orte – einzutreten.
ein Text von Thomas Schriefers
seit 1984 | eigene Fotoarbeiten |
1994 bis 2001 | Managerin von Ulrich Rückriem In dieser Zeit entstehen die Foto-Dokumentationen der verschiedensten Ausstellungen. |
2001 bis 2004 | Organisatorin der Symposien Sammeln und Bewahren sowie ART goes photography |
2004 bis 2010 | Organisatorin und ab 2006 Co-Kuratorin der Visual Gallery at Photokina, Cologne |
2012 | Organisatorin und Kuratorin des Boulevard of Competition at Photokina, Cologne |
seit 2006 | Intensivierung der freien künstlerischen Arbeit Beginn der Foto-Serie Wege |
seit 2007 | Beginn der Foto-Serie Entschleunigte Orte mit den Arbeiten zu Parkhäusern und Tunneln, sowie zur Industrie |
seit 2012 | Erweiterung der Serie Entschleunigte Orte um die Themen Passagen und Badeanstalten |
Arbeiten in der Dres. Ines und Jürgen Graf Stiftung für Kunst, Kultur, Industriedesign, sowie im Toledo Museum of Art (USA) und im Crocker Art Museum, Sacramento (USA) |
2013 | With a Little Help From My Friends, Adrian College, Michigan, 2013 |
2013 | Unorte – Fotoarbeiten von 2007 bis heute Ausstellung im Rahmen der offenen Ateliers, JamTAX, Köln |
2016 | Entschleunigte Orte - Parkhäuser und Tunnel Ausstellung im Rahmen der Bielefelder Nachtansichten, Künstlerinnenforum OWL |
2017 | Entschleunigte Orte - Parkhäuser und Industrie Dres. Ines und Jürgen Graf Stiftung für Kunst, Kultur und Industriedesign, Haus der Stiftungen, Köln |
Juliane Rückriem |
+49 172 2069955 mail@julianerueckriem.com julianerueckriem.com |
Belvederestr. 42b 50933 Köln Deutschland |
USt-IdNr. DE201519968 |
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